Zoff nach Havarie am Windrad
»Populistischer Antrag« Kein vorläufiger Baustopp für neue Anlagen
Paderborn(pic). Der Absturz einer tonnenschweren Gondel samt Rotorblätter aus einer 19 Jahre alten Windkraftanlage am 26. Januar in Neuenbeken hat keinen vorläufigen Baustopp für neue Windkraftanlagen bis zur Klärung der Unfallursachen in Paderborn zur Folge.
Der Stadtrat lehnte einen Vorstoß der drei Ratsherren Sascha Pöppe (FDP), Hartmut Hüttemann (FBI) und Johannes Willi Knaup (Alfa) ab, den Neubau von Windkraftanlagen zunächst auf Eis zu legen. Die Stadt, die nicht einmal Genehmigungsbehörde sei, habe dafür gar keine rechtliche Handhabe, erklärte Technische Beigeordnete Claudia Warnecke. Die Stadt könne auch nicht Windkraftanlagenbetreiber zu außerordentlichen Sicherheitsprüfungen aller Windenergieanlagen verpflichten.
Die drei Ratsherren ernteten nicht nur im Stadtrat Kritik, die Havarie an der Windkraftanlage für einen aus Sicht der Grünen »populistischen Antrag« zu nutzen. Grünen-Ratsherr Dr. Klaus Schröder warf den drei Kommunalpolitikern vor, mit diesem Antrag Windkraftanlagen als Gefahr darstellen zu wollen.
FDP-Fraktionschef Dominic Gundlach distanzierte sich von seinem Fraktionskollegen Sascha Pöppe. Wenn in Paderborn zwei Autos bekannter Marken zusammenstießen, verlange auch kein Politiker eine Überprüfung der Fahrzeugreihe in Stuttgart oder München.
Geschäftsführer Johannes Lackmann von der Buker Windkraft GmbH wies gestern darauf hin, dass bei 400 Windkraftanlagen im Kreis bislang sehr wenige Unfälle und keine Personenschäden bekannt geworden seien: »Es gibt keinen Grund, dieser Technologie aus populistischen Gründen ein hohes Gefahrenpotenzial anzudichten.« Dennoch soll ein externer Gutachter die Ursache für den Absturz klären. Auch Versicherer stuften Windkraftanlagen als sicher ein. So betrage eine Haftpflichtjahresprämie für eine große Windenergieanlage 90 Euro. Ein Schäferhund koste 50 Euro, ein Moped bis zu 70 Euro. Für Kernkraftwerke sei das Risiko so hoch, dass es für sie keine Haftpflichtversicherung gebe.
(Westfälisches Volksblatt 04.02.2016)