Zentralhaltestelle bietet Diskussionsstoff

Fraktionen im Stadtrat wollen intensiv beraten – Entscheidung im Oktober möglich

 

Paderborn(WV). Mit den Plänen zur neuen Bus-Zentralstation an der Westernmauer werden sich die Fraktionen im Paderborner Stadtrat noch intensiv beschäftigen müssen. Der im Bau- und Planungsausschuss vorgestellte Entwurf mit einem Kostenvolumen von 3,3 Millionen Euro muss nach Meinung aller Ratsvertreter weiter beraten werden.

 

Markus Mertens (CDU) machte die Tragweite der Entscheidung deutlich: »Wir brauchen hier nicht einen, sondern den großen Wurf.« Die künftige zentrale Omnibushaltestelle (ZOH) an der Westernmauer werde die mit Abstand größte Bedeutung im Padersprinter-Netz haben.

 

Deutlich mehr als 13 000 Fahrgäste sollen künftig an der Westernmauer ein-, aus- und umsteigen. Insgesamt 14 Haltestellen – alle ausgelegt auf 18 Meter lange Gelenkbusse – sollen hier untergebracht werden. Die jetzige Haltestelle am Westerntor werde mit einbezogen, soll allerdings verkleinert werden.

Padersprinter-Geschäftsführer Peter Bronnenberg betonte, wie wichtig die Maßnahme für das Unternehmen sei. »Wir haben jetzt Barrieren, nicht genug Platz und gefährliche Querungen. Die Situation ist nicht akzeptabel«, betonte er mit Blick auf den Ist-Zustand an der Westernmauer. Hinzu kämen erhebliche Verspätungen im Liniennetz. »Wenn wir Neukunden gewinnen und die Paderborner zum Umsteigen auf den ÖPNV bewegen wollen, brauchen wir die neuen ZOH. Geben Sie uns den Freiraum«, lautete sein Appell an die Politik.

 

Die Zentralhaltestelle könnte zu erheblichen Veränderungen führen. Auswirkungen auf den Verkehrsfluss auf der Friedrichstraße sind ebenso denkbar wie eine Neuordnung des Rad- und Fußgängerverkehrs im Bereich Westernmauer. Ulrich Noßwitz vom Verkehrsplanungsbüro Brenner Bernhard Ingenieure aus Köln betonte, dass der jetzige Entwurf bereits die Abwägung zahlreicher Kompromisse beinhalte. Man müsse sich an die richtige Lösung heranarbeiten. Das betonte auch CDU-Fraktionschef Markus Mertens: »Alles zu optimieren wird uns vermutlich nicht gelingen.« Die CDU werde in einer Klausurtagung das Thema intensiv beraten.

 

Nach bisherigen Berechnungen und Simulationen des Planungsbüros sei der Platz auf der Friedrichstraße auch dann ausreichend für die Pkw, wenn die neue Busspur eingerichtet werde. Auch die Wartezeiten durch die Ampelschaltungen – die optimiert werden sollen – würden sich im Rahmen halten, sagte Noßwitz. Aber nicht nur die CDU-Fraktion hat Zweifel, dass die gutachterlichen Aussagen der späteren Realität entsprechen werden. Auch die übrigen Parteien vermuten aufgrund der enormen Belastung des Rings, dass es zu Staus kommen könnte.

Aus Sicht von Stefan Schwan (Grüne) sei es für eine Entscheidung notwendig zu wissen, wie es an der alten Zentralstation unter den Königsplätzen weiter gehen soll. Die dortige Entwicklung habe auch Auswirkungen für die Westernmauer, meinte er. Hier stimmte Hartmut Hüttemann (FBI) zu. Außerdem verwies dieser auf die zahlreichen Bauprojekte, die die Stadt Paderborn vor der Brust habe. Er mahnte mit Blick auf den Neubau der Verwaltung am Abdinghof, den Umbau des Bahnhofs und weiterer Vorhaben eine Dringlichkeitsliste an. »Wir müssen eine Reihenfolge festlegen, wann wir was machen wollen. Wo sollen denn die Gelder aus einem völlig überschuldeten Haushalt herkommen«, fragte Hüttemann.

 

Dr. Michael Hadaschik (FDP) bezeichnete das jetzige Verkehrskonzept als einleuchtend, trotzdem gebe es Diskussionsbedarf – vor allem mit Blick auf den Verkehrsfluss und die Auswirkungen auf die Anwohner an der Westernmauer. Reinhard Borgmeier (Linksfraktion) sieht die Pläne grundsätzlich positiv. Die Verbesserungen für den ÖPNV seien notwendig, um Fahrverbote zu verhindern, sagte er.

 

Dr. Dietmar Holtgrewe (LKR) sprach von einer »interessanten Lösung«. Als einen Knackpunkt bezeichnete er die einspurige Weiterführung der Friedrichstraße in Höhe der Zufahrt Imadstraße. Diesen Punkt griff auch CDU-Ratsherr Christoph Quasten auf: »Ich bezweifle, dass der Verkehr sich an dieser Stelle stressfrei einsortieren wird.«

Planer Noßwitz versuchte die Bedenken zu zerstreuen, verwies aber darauf, dass die dort jetzt geplante Verkehrsinsel nur provisorisch angelegt werde, um sie im Realbetrieb bei Bedarf entfernen zu können. Franz-Josef Henze (SPD) schlug sich auf die Seite des Padersprinters: »So kann es nicht weitergehen«, forderte er eine Entscheidung. Die SPD werde das Vorhaben positiv begleiten.

 

Die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke griff den Hinweis aus dem Ausschuss auf, dass dieser vor einer Entscheidung für die ZOH Westernmauer zunächst die Zukunft der ehemaligen Zentralstation unter den Königsplätzen geregelt haben wolle. Doch die Reihenfolge sei nun mal eine andere, sagte Warnecke: erst ZOH, dann Königsplätze. »Es gibt hier Zusammenhänge. Die Investoren warten auf Entscheidungen aus der Politik.« Damit machte Warnecke deutlich, dass erst die Zen­tralstation in trockene Tücher gebracht werden müsse. Im Oktober wird der Ausschuss erneut beraten und vermutlich entscheiden.

 

(Westfälisches Volksblatt 16.09.17)