Sorgenkind Zentralstation

Verlegung zur Westernmauer: Die Königsplätze sollen wiederbelebt werden. Kommunalpolitiker fordern ein Konzept für die Nachnutzung der Busstation

 

Im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Königsplätze wird derzeit die umstrittene Verlagerung der Bus-Zentralstation an die Westernmauer untersucht. Ingenieure, Architekten und Planer aus Köln und Oberhausen beschäftigen sich unter anderem mit Auswirkungen auf die Verkehrsströme. Parallel dazu soll nun die Öffentlichkeit beteiligt werden. Kommunalpolitiker sehen "dicke Kröten" und fordern von Geschäftsleuten beziehungsweise Eigentümern, die die Verlagerung wollen, ein Konzept zur Nachnutzung.


Zum einen soll eine Verlegung den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stärken, wie die Technische Beigeordnete Claudia Warnecke im Bau- und Planungsausschuss betonte. Das aktuelle Umsteigen am Westerntor mit dem Queren der vierspurigen Straße sei nicht fahrgastfreundlich, das Ambiente in der Zentralstation nicht einladend. CDU-Ratsherr Daniel Sieveke formulierte es drastischer: "Der Status quo der Zentralstation ist nicht mehr haltbar", der Zustand "unzumutbar".


Zum anderen soll eine neue, "attraktive Nutzung" der Zentralstation die Königsplätze aufwerten und das wichtige Stadtquartier "revitalisieren". "Wir wollen die Königsplätze wieder zu einem zentralen Ort machen", betonte Claudia Warnecke. Dabei spiele Gastronomie eine Rolle, aber auch das Zusammenlegen von Ladenflächen, um Anker-Mieter nach Paderborn zu holen, denen man bisher keine großen Flächen anbieten kann.


"Das wir etwas tun müssen ist doch wohl allen klar", unterstrich CDU-Fraktionschef Markus Mertens: "Aber es ist ein dickes Brett zu bohren. Jetzt müssen Geschäftsleute und Eigentümer alle Karten auf den Tisch legen und konkreter werden, was geplant ist."

Nicht nur Hartmut Hüttemann (FBI) stimmte ihm zu: "Was haben die Eigentümer vor? Es fehlt ein Nutzungskonzept".

Man sei diesbezüglich in Gesprächen, versicherte Claudia Warnecke, dass "belastbare Aussagen der Eigentümer" notwendig und die Gutachter-Büros darum zunächst nur befristet beauftragt seien.


Für Reinhard Borgmeier (DIP) ist weitere entscheidende Bedingung, ob der ÖPNV verbessert werden kann. Das bezweifelt Ulrich Koch (SPD): In Coburg habe man durch eine vergleichbare Veränderung zehn Prozent der Fahrgäste verloren. Außerdem befürchtet Koch, dass es die obere Westernstraße spüren wird, wenn die Fußgängerströme in die City nicht mehr über das Westerntor gelenkt werden.


Stefan Schwan (Grüne) macht weitere "Kröten" aus: Das Gefahrenpotenzial sei für Fahrgäste durch den Verkehr an der Friedrichstraße größer, an der Westernmauer fielen Parkplätze weg, an der Zentralstation stehe der Fahrgast auch bei Regen im Trockenen, die Beleuchtung sei mit wenig Kosten zu verbessern: "Will ich dann so viel Geld für ein Großprojekt ausgeben?"

Für Hartmut Hüttemann ist es schon klar: "Eine Verlegung ist falsch und viel zu teuer."

 

(Neue Westfälische 24./25.10.2015)