Es bleibt, wie es ist: Die Busse werden auch künftig neben dem Marienplatz her fahren. (FOTO: HANS-HERMANN IGGES)

Busspur und Linden bleiben

Marienplatz: Bürgermeister Michael Dreier ändert die Pläne für die Umgestaltung. Damit verbunden sind auch Änderungen an der künftigen Stadtverwaltung. Bürgerprotest war wichtig, entscheidender aber etwas anderes

von Volker Kosbab

Rolle rückwärts am Marienplatz: Der Protest vieler Paderborner und das Beharren der St.-Liborius-Pfarrgemeinde auf ihre Platzhoheit führen zu einer Kehrtwende bei der geplanten Umgestaltung des Platzes im Rahmen des Neubaus der Paderborner Stadtverwaltung. Die zwölf Linden bleiben stehen und die Busspur wird weiterhin daneben verlaufen. Dies erklärte
Bürgermeister Michael Dreier in einer Pressemitteilung. Wie Jens Reinhardt, Sprecher der Stadt Paderborn sagte, habe Dreier das nach jüngsten Gesprächen mit der Kirchengemeinde, den Architekten und Landschaftsplanern und vor dem Hintergrund der öffentlichen Diskussion so entschieden. Die Planung werde entsprechend überarbeitet.

 

Die entscheidende Rolle spielte offenbar die Kirchengemeinde, wie Gerd Vieler, Geschäftsführer Vorsitzender des Kirchenvorstands, auf Anfrage sagt: „Der Wille des Eigentümers war letztlich ausschlaggebend.“ Die Gemeinde freue sich sehr über Dreiers Entschluss. „Doch hätte die Entscheidung auch gar nicht anders ausfallen können.“

 

Vieler betont, dass die Gemeinde nicht auf einen Zug aufgesprungen sei, der durch den Protest der Naturschutzverbände breiter wurde. Bereits im Februar 2018 wurden Eckpunkte genannt. Demnach sei eine Grenze erreicht, wenn der religiös-spirituelle Charakter des Platzes auch als Gedenkstätte verloren gehe. Dies wurde in mehreren Gesprächen, die Dreier stets als gut bezeichnet hatte, deutlich.
„Beim letzten Treffen haben wir nochmal klipp und klar gesagt,dass eine Verschwenkung
der Busspur und eine Reduzierung des Platzes mit uns nicht möglich ist“, sagte Vieler.
Die Gemeinde habe nichts gegen Verschönerungsmaßnahmen, aber der Wegfall der Mauer und eine Tieferlegung des Platzes seien zu massive Eingriffe. Vieler kritisierte zudem die bis vor kurzem mangelhafte Einbeziehung der Gemeinde in die Planung.

 

Wie Stadtsprecher Reinhardt sagte, habe Dreier die Stimmung in der Bevölkerung aufgenommen. Also die harsche Kritik. Den Erhalt der Bäume sowie der Busspur machte er daraufhin als Fixpunkte zur planerischen Vorgabe. Er habe stets betont, dass der Siegerentwurf zum Abdinghof des Architekturbüros Behet Bondzio Lin aus Münster mit der Planergruppe Oberhausen als Ausgangspunkt für das weitere Verfahren zu betrachten sei. „Hier war von Anfang an nichts in Stein gemeißelt“, betont Dreier.

 

Die Trasse hätte mitten durch das heutige Rondell geführt

 

Die künftige Gestaltung des Marienplatzes wird nun aufgrund des Wettbewerbsergebnisses in enger Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen Kirche, Stadt und Planungsbüros weiterentwickelt. Dazu wird es regelmäßig Gespräche geben. So könne eine gemeinsam entwickelte und getragene Planung entstehen, die die vielfältigen Nutzungsanforderungen der Kirchengemeinde sowie der öffentlichen Nutzung und der Einfügung in das räumliche Umfeld berücksichtige. Dreiersei wichtig,weiterhin die Bevölkerungmit einzubeziehen – und zwar in Form eines Bürgerdialogs zeitnah im Lauf des Sommers. Dann treffe sich auch der Projektbeirat zum Verwaltungsneubau.

 

Nachdem bekannt geworden war, dass für den Siegerentwurf der Marienplatz massiv hätte verändert werden müssen, gab es lautstarke Kritik. Den Anstoß gegeben hatte die Tier- und Naturschützerin Brigitta Brockmann. Durch sie hätten erst viele realisiert, dass von den zwölf Linden nur drei stehen geblieben und drei neu gepflanzt worden wären, sagte Fritz Buhr, der als Sprecher der Umweltverbände in den Projektbeirat zum Stadthaus und zur Gestaltung des Marienplatzes einbezogen wurde. Auch die Mariensäule hätte versetzt werden müssen. Die Stadt habe nicht mit der nötigen Transparenz gearbeitet und gesagt, dass die neu geplante Bustrasse mitten durch das heutige Rondell führen sollte, so Buhr. Bei den Nachbesserungen hofft er nun auch auf eine Anpassung des Baus an den Passivhaus-Standard.

 

Auch unter den neuen Bedingungen werde er „eine gute Lösung finden“, sagte Architekt Martin Behet. Jetzt müssten Varianten untersucht werden, ob und wie sich die Ausbildung des Eingangsbereichs des künftigen Stadthauses verändere und wie sich dies auf die Größe der Freitreppe auswirke. Schnellschüsse seien nicht angebracht. Zunächst sollte im Rahmen der Bürgerbeteiligung das Meinungsbild abgewartet werden. Schließlich sei es ein Bürgerhaus. „Die Umplanung erfordert aber keine dramatischen Einschnitte.“

 

Auch Landschaftsarchitektin Ute Aufmkolk ( Planergruppe Oberhausen) wird ihre Planung überarbeiten. Sie begrüße, dass die Bäum ein Gänze erhalten blieben. Dass der Marienplatz für die Paderborner eine große Bedeutung habe, wusste sie auch vorher schon. Das Gesamtpaket mit Veranstaltungen und Anforderungen sei ihr aber erst im Nachhineinvoll bewusst geworden.

 

(Neue Westfälische 06.06.19)