Viele Gäste: Zahlreiche Bürger interessieren sich für die Diskussion um den Erhalt der Bäume. (Foto: Birger Berbüsse)

Linden am Marienplatz sollen stehen bleiben

Pro Grün erwägt ein Bürgerbegehren: Der Umweltverein will alle zwölf Bäume erhalten.
Die Entscheidung um einen Bürgerantrag wird zwar verschoben – doch die vorige Diskussion zeigt eine Tendenz

 

Von Holger Kosbab

Der Erhalt der zwölf Linden am Paderborner Marienplatz ist endgültig ein Politikum. Fritz Buhr kündigte nach der Diskussion über einen Bürgerantrag im Bauausschuss des Rates an, dass der Umweltverein Pro Grün mit anderen Verbänden ein Bürgerbegehren starten würde, wenn nicht alle zwölf Bäume stehen bleiben. Damit würde die Planung für das neue Stadthaus am Abdinghof für ein zweites Begehren sorgen: Gegen den gesamten Neubau sammeln die Fraktionen FBI, FDP und Für Paderborn, unterstützt von LKR und auch Grünen, bereits Stimmen. Wenngleich aus Sicht der Stadt und Ratsmehrheit wichtige Fristen nicht eingehalten wurden und das Vorgehen nicht rechtskräftig sei.

Eine Entscheidung über den Bürgerantrag der Tier- und Naturschützerin Brigitta Brockmann wurde nach einer einstündigen und hitzigen Debatte vertagt. Paderborns Technische Beigeordnete Claudia Warnecke hatte vorgeschlagen, den Antrag abzulehnen. Es gehe nicht darum, alle Bäume zu fällen. „Es geht darum, einen zukunftsfähigen Platz zu gestalten“, der unterschiedliche Funktionen habe. Die Gespräche mit der katholischen Kirchengemeinde St. Liborius als Eigentümerin des Platzes – auf die jetzt Druck zukommt – ständen erst am Anfang. Allerdings sei schon der damalige Auslobungstext für den Architektenwettbewerbs mit der Gemeinde abgestimmt worden.

 

Die Planung gehe stark an den Bürgern vorbei, sagte Brockmann. Der Marienplatz und seine Gestaltung treffe den Nerv der Bürger. In nur einer Stunde habe sie 633 Unterschriften gesammelt. Sie betonte die Bedeutung der heiligen Zahl 12. Der frühere Stadtplaner Heinrich Knipping präsentierte Alternativ-Vorschläge. Demnach könnten die Bäume erhalten werden, wenn die Treppe des Neubaus etwas zurückgesetzt würde. Hierdurch gingen pro Geschoss einige Büros verloren. Ein Abriss des Marienplatzes „kann nicht im der Bevölkerung sein“, sagte er und bekam dafür Applaus von den zahlreichen Besuchern.

 

In der Diskussion wurden alte und neue Argumente ausgetauscht – mit einer Tendenz gegen den Bürgerantrag. Stimmen gegen den gesamten Verwaltungsneubau und die Umgestaltung des Marienplatzes vermischten sich. Christoph Quasten (CDU) war gegen den Antrag und sprach von einem stetigen Wandel, dem der Platz unterzogen sei. Im Augenblick sei er „keine Schönheit“ und diene im Wesentlichen als Raum für die Bestuhlung der anliegenden Cafés. Ohnehin sei die Planung mit der Gemeinde St. Liborius abzustimmen. Florian Rittmeier (Grüne) betonte dagegen, dass der Rat Herr des Verfahrens sei.

 

Korrekturen seien auch für Franz-Josef Henze (SPD) gefragt. Es dürfe aber nicht die gesamte Planung über den Haufen geworfen werden. Den Bürgerantrag hätte die SPD jedoch abgelehnt. Reinhard Borgmeier (Linksfraktion) bekannte, dass bei ihm bisher das Stadthaus als Gebäude im Fokus stand. Der Proteste biete den Anlass, nochmals an die Planung heranzugehen.

Die FDP unterstützte den Antrag zum Erhalt der Linden und alter Strukturen. Johannes Knaup (LKR) kritisierte „die Auswirkungen eines Gebäudes pharaonischen Ausmaßes“ auf den idyllischen Marienplatz.
Diese Auswirkungen seien ein Aspekt, sagte Neubau-Gegner Hartmut Hüttemann (FBI). „Es werden neue Probleme auftauchen.“

 

(Neue Westfälische 12.04.19)