Streit über die Kosten der Philharmonie

Mehrheit des Rates will aber am Kurs festhalten

 

Von Ingo Schmitz

Paderborn (WV) Die steigenden Kosten für den Betrieb der Nordwestdeutschen Philharmonie (NWD) haben am Donnerstagabend im Rat der Stadt Paderborn für reichlich Zündstoff gesorgt. Wie berichtet, beträgt der Anteil der Stadt Paderborn im Jahr 2020 insgesamt 207.603 Euro. In den Jahren danach soll die Summe bis 2025 nach und nach auf fast 270.000 Euro steigen. Die jährliche Zuwachsrate beläuft sich auf drei Prozent.

 

FBI-Chef Hartmut Hüttemann kritisierte, dass sich im gleichen Zuge der Eigenanteil der NWD reduziere. Es wurde darauf verwiesen, dass der Zuwachs an Ausgaben vor allem damit verbunden sei, dass die Personalkosten der NWD mit 87 Prozent den Löwenanteil ausmachten und Tarifsteigerungen von zwei Prozent zu berücksichtigen seien. Außerdem hingen die Einnahmen der NWD von der Anzahl der Konzerte ab. Die NWD-Musiker treten bis zu 130 Mal im Jahr auf, das Orchester gilt als eines der fleißigsten überhaupt.

 

Dennoch stellten Hüttemann sowie Johannes Willi Knaup (LKR) in Frage, warum das Orchester in einer Größenordnung von 78 Stellen besetzt sein müsse. Dass es auch mit einer kleineren Besetzung funktioniere, zeigten Ensembles wie das Münchener Sinfonieorchester (65 Musiker) oder auch die klassische Philharmonie in Bonn (60 Musiker). Es gebe zudem Spitzenorchester, die mit 46 Musikern auskämen. Er forderte dazu auf, das Ensemble auf eine „realistische Größe“ zu verkleinern. „Wir sollten außerdem von anderen lernen“, meinte Knaup und wies den Rat dazu an, den Blick mehr auf Sponsoren zu richten, um die öffentliche Hand zu entlasten.

 

Erster Beigeordneter Carsten Venherm stellte klar, dass die Grundversorgung eines Orchesters immer durch die Stadt kommen müsse. Das Geld der Sponsoren sei nur die „Sahnehaube oben drauf“. Auch die Tarifbindung der Musiker sei im Wettbewerb mit anderen Orchestern wichtig. „Wer spart, muss mit Qualitätseinbußen rechnen“, stellte Venherm fest. Die Größenordnung mit 78 Stellen bezeichnete er als „schlanken Apparat“. Das bezweifelte Knaup: „Dieser Schuh ist deutlich zu groß für uns.“

 

Gegenwind kam von der CDU. Als Gegenbeispiel wurde die Stadt Wuppertal angeführt, die sich mit 360.000 Einwohnern ein ganzes Orchester allein samt Spielstätte leiste. Paderborn leiste sich im Verbund mit den anderen Partnern lediglich ein Zehntel-Orchester. Die Debatte sei „kleinkariert“. Bei der Abstimmung votierten CDU, SPD, Grüne und Linksfraktion mit großer Mehrheit für die Erhöhung der Zuschüsse. FDP, FBI, LKR und Für Paderborn hingegen konnten sich mit ihrem Sparvorschlag nicht durchsetzen.

 

 

(Westfälisches Volksblatt 29.02.2020)