Dahl liegt hart im Wind

Blick auf mehr als 120 Mühlen – Politiker erweitern Konzentrationszonen auf 543 Hektar

 

Paderborn(WV). In Paderborn wird der Weg für weitere Windkraftanlagen geebnet. In den so genannten »Bergdörfern« Dahl, Benhausen und Neuenbeken dürfen auf zusätzlichen 122 Hektar Windmühlen zur Stromerzeugung gebaut werden. Es gibt keine Höhenbegrenzung.

 

Nach monatelangem Tauziehen über neue Windkraftzonen hat der Bau- und Planungsausschuss am Abend Pflöcke gesetzt und parzellenscharf im östlichen Stadtgebiet Räume für Windkraftanlagen festgelegt. Nach planungsrechtlich bereits ausgewiesenen 421 Hektar kommt Paderborn künftig auf 543 Hektar. Technische Beigeordnete Claudia Warnecke wagt keine Prognose, wie viele neue Windmühlen zu den bereits 79 vorhandenen oder genehmigten Türmen hinzukommen. Wälder bleiben im Paderborner Stadtgebiet für Windkraftanlagen tabu.

 

Mit der gestern beschlossenen Änderung des Flächennutzungsplanes, dem bei FDP-Enthaltung (Jan Lackmann) allein FBI und Grüne (wollen noch mehr Flächen) widersprachen, haben die Politiker nach heftigen Diskussionen über immer neue Windkraftanlagen ihre Pläne allerdings nochmals abgespeckt.

 

So wird ein ursprünglich geplantes Gebiet westlich von Benhausen (23 Hektar) wieder herausgenommen. In einer Bürgerversammlung im Januar im Schützenhof waren noch 569 Hektar für Windkraftanlagen genannt worden.

Investoren müssen mit ihren Windkraftanlagen 1000 Meter Abstand zu einer Siedlung halten. Für Häuser im Außenbereich gilt ein Abstand von 500 Metern. Auch in Sicht des neuen Baugebietes Springbachhöfe (für 600 Wohneinheiten) dürfen Windkraftanlagen gebaut werden.

 

Dahl ist von der Windkraftpolitik am heftigsten betroffen. In nördlichen Wohngebieten blicken Dahler Bürger einschließlich der Windmühlen auf Borchener und Lichtenauer Stadtgebiet (Windpark Asseln) auf mehr als 120 Windkraftanlagen. In südlichen Dahler Siedlungen seien immer noch 80 Anlagen zu sehen, sagte Beigeordnete Claudia Warnecke am Nachmittag vor Medien. Stadtplaner Michael Ahn räumte ein, das Ziel verfehlt zu haben, wenigstens das halbe Sichtfeld (180 Grad) anlagenfrei zu halten. Es gibt in Dahl kaum einen Blickwinkel ohne Windmühle.

 

Im Bauausschuss sprach CDU-Ratsherr Christoph Quasten fast schon von einer Verzweiflung unter Dahler Bürgern. In Dahl werde »der Irrsinn einer schlecht gemachten Energiewende« sichtbar. SPD-Fraktionschef Franz-Josef Henze befürchtet Prozesse durch Investoren, die bei herausgenommenen Gebieten nicht zum Zuge kommen. FBI-Ratsherr Hartmut Hüttemann lehnt den neuen Flächennutzungsplan ab, weil die Belastungen für Dahl zu groß seien.

Gegen den Flächennutzungsplan, den der Fachausschuss am Abend mehrheitlich beschlossen hat, können Einwendungen erhoben werden.

 

Mehr als 100 Bürger haben schon im ersten Schritt überwiegend kritische Eingaben gemacht, die aber vom Ausschuss am Abend zurückgewiesen worden sind. Etwa Mitte des Jahres 2016 könnte der Flächennutzungsplan mit insgesamt 543 Hektar »Konzentrationszonen für Windenergie« Rechtskraft erlangen.

 

(Westfälisches Volksblatt 13.11.2015)

Der Stadtteil Dahl wird von Windkraftanlagen schon heute "umfasst", heißt es im Planer-Deutsch. Jetze kommen weitere Anlagen hinzu. In nördlichen Siedlungsstraßen blicken Dahler Bürger auf mehr als 120 Windkraftanlagen.