Verwaltung nicht komplett auslagern

Freie Bürger-Initiative appelliert an Kompromiss im Dahler Windkraftstreit

Die Webseite der Freien Bürger-Initiative Paderborn dürfte zu den am meisten aufgerufenen Seiten im Netz gehören. Nicht, – und das mögen die Kommunalpolitiker der Freien Wählergemeinschaft bedauern –, weil sie so viel Einfluss haben in der Stadt. Sie haben einfach das richtige Kürzel: FBI.

Und damit locken sie jede Menge Menschen an, die eigentlich die berühmte amerikanische Bundespolizei aufrufen und sich über deren Aktivitäten und böse Jungs in den USA informieren wollen. Hartmut Hüttemann, zum dritten Mal in Folge als Vorsitzender der FBI im Kreis Paderborn bestätigt, nimmt es gelassen. Doch in der Mitgliederversammlung der Gemeinschaft hat man jetzt das »FBI« um den Zusatz »Freie Wähler« ergänzt, um so auch bei den Kommunalwahlen im Mai 2014 ein klareres Erscheinungsbild zu haben.

 

Hartmut Hüttemann - Chef der Kreis-FBI

 

Auch bei den Vorstandswahlen gab es klare Verhältnisse. Einstimmig votierten die Mitglieder für Hartmut Hüttemann aus Paderborn (72, Lehrer im Ruhestand) als Kreis-Chef. Gleichberechtigte Stellvertreter sind Nicole Wortmann aus Altenbeken (42, Mediendesignerin, neu im Vorstand) und Dirk Tegethoff aus Bad Lippspringe (41, Diplom-Ingenieur). Neue Schriftführerin ist Anne Klein aus Elsen (62, Angestellte), die Kasse verwaltet Helga Walecki aus Delbrück (65, Hausfrau). Bislang ist die FBI in den Stadträten von Paderborn und Salzkotten sowie im Kreistag vertreten.

Um bei den Kommunalwahlen bessere Chancen für Freie Wähler zu bekommen, kündigten Hüttemann und Tegethoff Kooperationsgespräche mit den Freien Wählergemeinschaften in Borchen und Bad Lippspringe an. »Wir müssen miteinander arbeiten, nicht gegeneinander«, sieht Hüttemann gute Chancen, auf einen Nenner zu kommen.

Im Januar will die FBI den Kandidaten für die Landratswahl aufstellen. »Auch wenn die Chancen für uns nicht so groß sind, müssen wir ein Gesicht zeigen, nicht nur über Inhalte sprechen.«

Als ein großes kommunalpolitisches Problem sieht Hüttemann in der Ausweitung der Windkraft bei gleichzeitig sinkender Akzeptanz durch die Bürger. Er richtet deshalb einen Appell an Bürgermeister Heinz Paus und Landrat Manfred Müller, sich in Dahl mit Bürgern und Investoren zusammen zu setzen, um einen Kompromiss zu erzielen. »Es darf nicht sein, dass an diesem Streit ein ganzes Dorf entzweit wird.« Auch in Lichtenau drohe dieser Streit zu eskalieren. Denn auch von dort aus könnte Dahl noch weiter mit Windkraftanlagen bepflastert werden. Er appelliert auch an den Rat, nicht einzuknicken und sich auf die Seite der Bürger zu stellen. »Deshalb sollte man eine Abstimmung im Bauausschuss am Donnerstag zurückstellen.«

Zu den Umzugsplänen der Verwaltung (das WV berichtete) bleibt Hüttemann eisern: »Im Prinzip hat sich nicht geändert, ob nun an der Florianstraße oder in der ehemaligen Kaserne an der Elsener Straße eine neue Stadtverwaltung entsteht. Es muss in jedem Fall ein Großteil der Verwaltung am Abdinghof bleiben. Das ist historisch gewachsen und auch sinnvoll. Und wenn einige hundert Mitarbeiter in der Innenstadt arbeiten, ist das auch eine gewisse Kaufkraft, die an die City gebunden ist. Das sollte man im Sinne des Einzelhandels auch nicht so einfach aufgeben«, meint Hüttemann.

Im Gegenzug sei es weniger wünschenswert, wenn am Abdinghof jetzt noch weitere Einzelhandelsflächen entstehen. »Vielleicht sollte man das ganze Thema noch so lange zurückstellen, bis nach einem Ratsbürgerentscheid zur Verkehrsinfrastruktur Klarheit darüber herrscht, wie es denn künftig aussehen soll im Bereich Friedrichstraße, Westernmauer, Marienstraße und Abdinghof.«

(Westfälisches Volksblatt 12.11.2013, von Rüdiger Kache)